Twitter-Starthilfe: Die wichtigen Begriffe und Tipps für den Einstieg
Sie haben meinen Beitrag „Warum Journalisten Twitter nutzen sollten – und wem sie folgen sollten“ gelesen und möchten sich nun bei Twitter.com anmelden? In diesem Beitrag möchte ich Ihnen eine Art Starthilfe geben: Ich erkläre die wichtigsten Twitter-Begriffe und gebe Tipps für den Einstieg.
Der Kurznachrichtendienst Twitter ist in Deutschland zwar vielen Menschen bekannt, aber genutzt wird er kaum. Was gerade für Journalisten schade ist, denn Twitter ist Nachrichtenagentur, Recherche-Tool und Dialog-Tool in einem. Twitter ist – zumindest bisher – nicht so durchkommerzialisiert wie Facebook und der Dienst ist im Grunde sehr einfach.
Ein kurzes Video von Twitter erklärt die Geschichte und nennt die Höhepunkte des Dienstes.
Jeder Tweet hat maximal 140 Zeichen
Das Prinzip ist seit 2006 unverändert: Wer bei Twitter angemeldet ist, kann Nachrichten – so genannte Tweets – mit bis zu 140 Zeichen veröffentlichen. Ist der Account nicht ausdrücklich als privat gekennzeichnet, sind alle Nachrichten öffentlich und zwar für die ganze Welt. Jeder User hat die Möglichkeit, die Beiträge eines anderen Users abzurufen. Einfach twitter.com/xxx (xxx = Twittername des Users) in den Browser eintippen und schon erscheinen die Beiträge in umgekehrt chronologischer Reihenfolge.
Um die Beiträge eines Users in der eigenen Timeline zu sehen, kann man dem User „followen“ und damit quasi seine Beiträge abonnieren. Die Timeline zeigt dann alle Beiträge der User an, die man abonniert hat. Anders als Facebook wird die Timeline von Twitter nicht vorsortiert oder gefiltert. Es erscheinen immer alle Beiträge der User und das starr in umgekehrt chronologischer Reihenfolge.
Neben reinem Text kann ein Tweet auch Links, Fotos und Videos enthalten. Schnappschüsse und kurze Videos (veröffentlicht auf Youtube oder mit der Twitter-eigenen App „Vine„) werden so binnen Sekunden veröffentlicht und sind für die ganze Welt sichtbar. Augenzeugen können so Eindrücke festhalten und verbreiten. Kein Wunder, dass Twitter deshalb in einigen Ländern gesperrt wird.
Favorisieren und Retweeten
Gefällt Ihnen der Beitrag eines anderen Users, haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie können den Beitrag favorisieren (Sternchen anklicken), um so dem Autor zu signalisieren, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat. Ferner werden alle von Ihnen favorisierten Beiträge in einer Liste angezeigt – die ebenfalls öffentlich ist. Wenn Sie den Tweet nicht nur favorisieren, sondern auch retweeten sehen alle Ihre Follower (also die User, die Ihrem Account folgen) diese Nachricht. Auf die Weise entsteht ein Schneeballeffekt: Je mehr User einen Beitrag retweeten, desto mehr User sehen den Beitrag. Sie können dann darauf reagieren oder ihn noch weiter verbreiten.
Reply und Direct Message
Apropos reagieren: Twitter ist keine Einbahnstraße, sondern eines der schnellsten Dialogmedien der Welt. Deshalb können (und sollten) Sie mit anderen Usern in Kontakt treten. Sie können jederzeit und jeden User auf Twitter öffentlich ansprechen, indem Sie seinen Benutzernamen mit einem @ davor in einem Tweet verwenden. Stellen Sie den Benutzernamen an den Anfang Ihres Tweets, wird nur der User selbst (und User, die Ihnen beiden folgen!) die Nachricht lesen. Steht der Username irgendwo in der Nachricht, sehen Ihre Follower und alle, die Ihre Nachrichten abrufen die Nachricht. Es hat sich an der Stelle eingebürgert, dem Usernamen einen Punkt voranzustellen, wenn Sie einen User zwar direkt ansprechen wollen – die Nachricht aber all Ihren Followern anzeigen wollen.
Folgt Ihnen ein User, können Sie ihm auch eine Direkt-Nachricht schicken. Diese ist dann nichtöffentlich – aber ebenfalls auf 140 Zeichen beschränkt. In einer Direkt-Nachricht konnten Sie ein paar Monaten lang leider keine Internet-Links mehr mitschicken, weil Twitter dies als Spam einstuft. Diesen „Filter“ hat Twitter nun wieder abgeschaltet.
Suche, Hashtags und Listen
Anders als bei Facebook geht es bei Twitter nicht um Freunde, sondern um Themen. Deshalb bietet Twitter auch verschiedene Möglichkeiten, Beiträge zu einem bestimmten Thema zu finden – und auf diese Weise neue User zu entdecken, denen Sie künftig folgen möchten.
Die einfachste Möglichkeit, Beiträge bei Twitter zu einem Thema zu finden ist die Suche. Einfach Stichwort auf Twitter.com eintippen und schon können Sie quasi in Echtzeit sehen, was zu diesem Stichwort weltweit gewittert wird. Stichwörter wird bei Twitter in der Regel ein # vorangestellt, damit sie einfacher als Stichwörter zu erkennen sind. In der Twitter-Sprache ist das dann eine Hashtag. Obwohl es hierfür keine Regeln gibt, setzen sich manche Hashtags durch. So finden Sie Sonntagabends mit dem Hashtag #tatort alle Beiträge zur gleichnamigen Krimi-Serie und Nachrichten aus oder zu einer Stadt werden mit dem entsprechenden Stadtnamen (Beispiel: #Düsseldorf) gekennzeichnet.
Inzwischen beginnt fast keine Veranstaltung oder TV-Sendung ohne Nennung eines Hashtags, mit dem User auf Twitter Beiträge kennzeichnen sollen. Die derzeit meistbenutzten Hashtags zeigt Twitter.com eingeloggten Usern in einer Box „Trends“ an. Auf Wunsch zeigt Twitter auch die meistbenutzten Hashtags in einer Stadt an – ideal für Lokalredakteure, die auf diese Weise kein wichtiges Thema verpassen.
Listen sind eine weitere Möglichkeit, User zu einem bestimmten Thema zu finden. Jeder User kann beliebig viele öffentliche und private Listen erstellen und darin Twitter-Accounts sammeln. Auf die Weise kann man Twitter-User einer bestimmten Firma oder einer Branche zusammenstellen bzw. Twitter-User, die sich zu einem bestimmten Thema äußern. Viele nützliche Listen für Journalisten finden sich im Twitter-Account der dpa. Eine Liste ist auf doppelte Weise sinnvoll: Man findet dort neue User, denen man künftig folgen möchte. Oder man kann gleich die ganze Liste abonnieren und so zum Beispiel mitbekommen, was die deutschen Journalisten bei der WM2014 twittern.
Twitter.com oder eine von zahlreichen Apps
Der Dienst Twitter lässt sich auf twitter.com mit einem Browser nutzen oder mit einer von zahlreichen Apps, die teilweise von Twitter selbst kostenfrei angeboten werden. Für alle, die kein Smartphone haben oder im Ausland keinen Datentarif nutzen möchten, bietet Twitter auch die Möglichkeit, Tweets per SMS zu veröffentlichen.
Wer Twitter intensiv nutzen möchte, der braucht einen großen Monitor und das Profi-Tool Tweetdeck, das inzwischen ebenfalls von Twitter gekauft und kostenfrei angeboten wird. Warum Tweetdeck so geeignet ist für Journalisten habe ich im Beitrag „Tweetdeck: Das Twitter-eigene Tool für Journalisten“ erklärt.
Los geht’s: Anmelden und die ersten Follower
Die Anmeldung auf Twitter.com ist kostenfrei und schnell erledigt: Vollständigen Namen, E-Mail-Adresse, Kennwort und Nutzernamen auf der Anmelde-Seite eintragen und Account erstellen. Da Twitter einen per E-Mail über eingegangene Direktnachrichten informiert, sollte man seine normale E-Mail-Adresse eintragen. Als Nutzername empfiehlt sich der eigene Vor- und/oder Nachname oder der Name der Site, zu der man twittern möchte. Ich twittere privat als @sbrinkmann und Neuigkeiten zu Journalisten-Tools.de finden Sie unter @journalist_tool. Sie sehen an diesem Beispiel, dass Twitter die Zeichenzahl begrenzt. @journalisten-tools.de war leider nicht möglich.
Mit der Anmeldung erhalten Sie eine E-Mail von Twitter, um Ihre E-Mail-Adresse zu bestätigen. Dann geht’s los: Suchen Sie mit Hilfe der Twitter-Suche nach Tweets zu Beiträgen, die Sie interessieren. Gefallen Ihnen die Beiträge eines Users, können Sie ihm followen. So füllt sich nach und nach Ihre Timeline mit interessanten Beiträgen.
Um keinen Tweet zu verpassen, sollten Sie Twitter auf Ihrem Computer und auf Ihrem Smartphone nutzen. So können Sie eine kurze Pause nutzen, um alle in der Zwischenzeit veröffentlichen Tweets in Ihrer Timeline zu lesen.
Viele User posten auch Links bei Twitter – zu interessanten Internet-Seiten oder zu lesenswerten Artikeln. Diese können Sie dann entweder direkt öffnen oder – zum Beispiel mit Apps wie GetPocket oder Evernote – für später speichern. Ich nutze beide Tools zum Beispiel laufend, um interessante Artikel und Websites zu sammeln, die ich später auf Journalisten-Tools.de vorstellen möchte.
Update (12.7.2014): Simon Hurtz (@SimonHurtz) hat mich kurz nach Veröffentlichung darauf hingewiesen, dass die Nennung von Internet-Adressen in Direkt-Nachrichten wieder möglich ist. Ich habe den Passus entsprechend aktualisiert.
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