Ulysses III: Die „perfektere“ App zum Schreiben
Gastautor Benedikt Bentler studierte nach seinem Abitur 2009 Medienkommunikation & Journalismus in Bielefeld. Seit 2013 schlägt er sich als freier Autor durch, schreibt und fotografiert u.a. für DE:BUG, das JUICE-Magazin, dasfilter.com und hat eine monatliche Kolumne auf einem der größten deutschsprachigen Interim-Management-Blogs.
Nachdem Sebastian Brinkmann mit iA Writer die perfekte App zum Schreiben vorgestellt hat, darf ich euch Ulysses III, die „perfektere“ App zum Schreiben präsentieren. Ulysses hält alle Funktionen des iA Writers bereit, allerdings auch noch deutlich mehr und das ohne dabei aufdringlich oder überladen zu wirken. Mit 29,99 Euro im Jahr kostet die Software zwar ein Vielfaches, ist aus meiner Sicht aber dennoch eine lohnenswerte Anschaffung.
Der Texteditor
Schlank und schön. So lässt sich das Herz des Programms beschreiben. Der Editor bietet letztendlich die gleichen Möglichkeiten, wie all die reduzierten Schreibprogramme (iA Writer, Byword), geht aber in jeder Hinsicht ein wenig tiefer, als die preisgünstigeren Alternativen: Markdown, Schreibmaschinenmodus mit unterschiedlichen Scrollmethoden, einen hellen und dunklen Modus. Schriftfarbe und -stil lassen sich für jede Markdown-Möglichkeit individuell einstellen und das für Hell- und Dunkel-Modus getrennt. Die Textstatistiken wie Anzahl der Wörter, Sätze, Zeilen, Seiten, etc. können ganz nach Wunsch in einem kleinen Fenster untergebracht werden. Via Markdown werden auch Bilder oder Videos im Text eingefügt. Darüber hinaus lassen sich zu jedem Blatt (so werden einzelne Dokumente in Ulysses genannt) Anhänge, Notizen und Schlagwörter festlegen. Insbesondere letztere werden interessant, wenn man über den Texteditor hinausblickt.
Dokumentenverwaltung ohne Finder
Die Dokumentenverwaltung ist die wahre Stärke von Ulysses, sie findet nämlich komplett innerhalb des Programms statt – Finderchaos adé. Selbstverständlich lassen sich die Dokumente lokal oder in der iCloud verwalten. CMD+3 öffnet die Dokumentenverwaltung an der linken Seite des Bildschirms, bzw. Fensters. Hier können Gruppen (Gruppen=Ordner) erstellt werden, in denen sich wiederum die einzelnen Blätter bzw. Dokumente ablegen lassen. Gruppen und Untergruppen und Unteruntergruppen, etc. sind natürlich möglich, können sogar mit unterschiedlichen Icons zur besseren Erkennbarkeit versehen werden. Alternativ lassen sich hier auch Filter anlegen, die Dokumente basierend auf Schlagwörtern oder Textinhalten anzeigen. Ich habe es so gemacht, dass ich für jeden Kunden bzw. jedes Medium eine Gruppe habe und die Textgattungen (Interview, Feature, etc.) via Schlagwort zuordne. Anhand eines Filters kann ich so z. B. alle meine Interviews auf einen Blick sehen. Theoretisch ließe sich all das auch mit dem Finder realisieren. Aber in Ulysses geht es eben nur um die Texte und es ist eine Wohltat sich nicht ständig durch unzählige Dateien und Ordner klicken zu müssen.
Kein Speichern, kein Öffnen, kein Schließen
Speichern und Öffnen entfällt bei Ulysses vollständig. Jeder getippte Buchstabe ist gespeichert. Beim nächsten Öffnen des Progamms geht es dort weiter, wo ich aufgehört habe. Trotzdem speichert Ulysses unterschiedliche Versionen der Texte. Eine „gesicherte Version“ lässt sich per Hand erstellen, wird aber auch automatisch angelegt. Ich habe noch nicht genau verstanden, welche Verändungen Ulysses zum Anlass nimmt, um eine Version zu speichern, aber die Speicherpunkte reichen meiner Meinung nach aus. Ich habe das manuelle Sichern noch nie verwendet. Für jedes Dokument können alle Versionen angezeigt werden. Diese werden in der Dokumentenstruktur aber nicht gesondert aufgeführt – Ordner voll von unterschiedlichen Versionen des gleichen Textes sind damit ebenfalls passé. Gelöschte Dokumente sind natürlich nicht weg, sondern landen zunächst im programmeigenen Papierkorb. Gesucht wird kann in Gruppen, Blättern oder überall via Volltextsuche.
Umfangreiche Exportfunktion
Was den Export angeht, bleiben aus meiner Perspektive kaum Wünsche offen. Der Export ist in PDF, Word, RTF, TXT, Markdown, HTML und ePub möglich (inkl. einer Schnell-Vorschau und als e-Mail-Anhang). Für die Formatierung liegen unterschiedliche Vorlagen vor, CSS-Files, die sich via Texteditor frei konfigurieren lassen. Es hat mich zwar etwas Zeit gekostet, eine für mich passende Standard-Formatierung zu basteln, aber diese Arbeit fällt nur einmal an.
Das perfekte Schreibprogramm?
Mich ärgert es schon fast, dass ich hier so in Lobhudelei ausgebrochen bin, aber tatsächlich erscheint das Programm für meine Arbeit als freiberuflicher Journalist und Texter perfekt. Das trifft nicht zwangsläufig auf jeden zu. Wer seine größeren Texte gleich als eine Art „Projekt“ anlegen möchte, in dem auch umfangreiche Notizen, Recherchematerialien, etc. Platz finden, ist mit Scrivener (ebenfalls 39,99 Euro) besser bedient. Scrivener richtet sich nämlich insbesondere an Buchautoren. Für mich ist das aber schon wieder zu viel, nicht mehr vergleichbar mit einem schlanken Editor, in dem ich mich auf das Schreiben konzentrieren möchte. Ulysses III wird wohl nach langem Probieren und Testen vorerst meine Erstwahl bleiben.
PS: Dies ist kein bezahlter Artikel.
2 Responses to “Ulysses III: Die „perfektere“ App zum Schreiben”
Netter Artikel zu einem Textprogramm, das ich auch gerade austeste.
Ich vermisse allerdings eine Funktion, die mir die Anzahl der von mir verbrauchten Wörter anzeigt. Gibt es diese Option in der App nicht?
Wäre schön, wenn Du das noch kommunizieren könntest, dann muss ich nicht länger danach suchen.
Besten Dank, und schöner Artikel, aber das sagte ich bereits.
In diesem Sinne,
Gruß Robert
Vielen Dank für den Kommentar. Die Frage kann ich leider nicht beantworten. Hast Du schon den Support gefragt?