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Factoring: So kommen freie Journalisten schneller an ihr Geld

© fotomek - Fotolia.com

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Freie Journalisten warten auf die Zahlung ihrer Rechnung gerne mal ein paar Wochen. Das ist ärgerlich und lässt sich vermeiden: So genannte Factoring-Dienstleister wie Pagido, Rechnung 48 oder Decimo zahlen eine Rechnung innerhalb von ein bis zwei Werktagen – und holen sich das Geld dann vom eigentlichen Auftraggeber wieder. Für Journalisten-Tools.de habe ich mir das Für und Wider genauer angeschaut.

Wie funktioniert Factoring?

Zunächst müssen Sie sich bei einem der Anbieter anmelden und eine Prüfung durchlaufen. Ist Ihr Account freigeschaltet, können Sie Ihre Rechnung künftig an den Factoring-Dienstleister weiterleiten, der sie dann an Ihren Kunden schickt. Dazu erhält er zur Rechnung eine so genannte Abtretungserklärung, aus der hervorgeht, dass Sie Ihre Rechnung von einem Factoring-Dienstleister bearbeiten lassen und das Geld deshalb dorthin überwiesen werden soll.

Innerhalb von 48 Stunden erhalten Sie Ihr Geld – abzüglich einer Service-Gebühr für den Factoring-Dienstleister. Ihr Kunde überweist das volle Geld an den Factoring-Dienstleister.

Was kostet Factoring?

Ich habe bei meiner Recherche drei Anbieter (Decimo, Pagido, Rechnung48) gefunden, die ihre Dienstleistungen Journalisten anbieten. Die Konditionen finden Sie in folgender Tabelle. Keiner der drei Anbieter verlangt übrigens, dass Sie alle Rechnungen über ihn laufen lassen. Praktisch, wenn man Auftraggeber hat, die eh schnell bezahlen. Dann kann man sich die Gebühr sparen.

 Decimo
Gebühr pro Rechnungab 2,9 Prozent,
Durchschnitt 5 Prozent
Zahlung binnen24 Stunden
Mindestumsatz
pro Rechnung
Nein
Mindestumsatz pro JahrNein
VertragslaufzeitNein
 Pagido
Gebühr pro Rechnung5 Prozent,
DPV-Mitglieder 4,5 Prozent,
ab 10.000 Euro Jahresumsatz
ist Prozentsatz verhandelbar
Zahlung binnen48 Stunden
Mindestumsatz
pro Rechnung
100 Euro
(Ausnahmen möglich)
Mindestumsatz pro JahrNein
Vertragslaufzeit12 Monate, in den ersten 3 Monaten
jederzeit kündbar
 Rechnung48
Gebühr pro Rechnung3,97 Prozent *
Zahlung binnen48 Stunden
Mindestumsatz pro RechnungNein
Mindestumsatz pro JahrNein
VertragslaufzeitNein

* Der Deutsche Fachjournalisten-Verband hat einen Deal mit Rechnung 48 abgeschlossen: Mitglieder, die ihre erste Rechnung über den Anbieter bezahlen lassen, bekommen die Jahresgebühr des DFJV erstattet. Das sind immerhin rund 100 Euro.

Und was passiert, wenn mein Auftraggeber nicht zahlt?

Wenn Sie Ihre Rechnungen über Pagido oder Rechnung 48 laufen lassen, erhalten Sie auf jeden Fall Ihr Geld. Der Factoring-Dienstleister wird dann ggf. per Mahnung / Inkasso versuchen, das Geld von Ihrem Auftraggeber zurück zu holen. Pagido verspricht, keine Mahnung ohne Einverständnis des Kunden zu verschicken. Gut, wenn man  Angst hat, einen guten Auftraggeber damit zu verprellen, das plötzlich Mahnungen ins Haus flattern. Allerdings verlangt Pagido dann den Rechnungsbetrag vom Journalisten zurück.

Decimo übernimmt Mahnung und Inkasso nicht, weshalb Experten von „unechtem Factoring“ sprechen.

Wann ist Factoring sinnvoll – wann nicht?

Zu Beginn meiner Recherche sah ich zwei Gründe für Factoring: Wenn der Kunde sehr lange braucht, um zu bezahlen – und wenn Sie nicht wissen, ob Ihr Kunde zahlen wird oder nicht. Letzteres ist gerade bei neuen Auftraggebern schwierig einzuschätzen. Genau diesen Fall sehen die Factoring-Dienstleister aber nicht so gerne und lehnen deshalb Rechnungen ab, wenn der Rechnungsempfänger eine schlechte Zahlungsmoral  hat.

Kunden von Pagido oder Rechnung48 können sich insofern schützen, in dem sie schon vor Beauftragung die Daten des Auftraggebers an den Anbieter weiterleiten. Ist der Rechnungsempfänger bekannt und würden Pagido bzw. Rechnung48 die Rechnung annehmen, kann man mit der Arbeit beginnen. Wenn nicht, kann man mit dem Auftraggeber immer noch Vorkasse oder zumindest einen Vorschuss verhandeln.

Darüber hinaus bietet Pagido einen weiteren Service an: Für 2 Prozent der Rechnungssumme übernimmt man das Mahn- und Inkasso-Verfahren über die Creditreform an. Das klingt sinnvoll, weil man für einen moderaten Rechnungsbetrag nicht selbst mahnen und vollstrecken muss.

Letztlich lohnt sich Factoring in erster Linie für Auftraggeber, die bekanntermaßen lange brauchen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Und wer schon mal selbst mahnen musste, wird die 2 Prozent an Pagido sicher gerne bezahlen, um sich damit nicht beschäftigen zu müssen.

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Update (9. September 2015): Pagido hat nach Veröffentlichung des Beitrages klar gestellt, dass man den Rechnungsbetrag vom Journalisten zurückverlangt, wenn dieser kein Mahn-Verfahren gegen den Auftraggeber wünscht. Wenn eine Forderung berechtigt sei, werde gemahnt und sonst müsse der Journalist eben auf das Geld verzichten.

4 Responses to “Factoring: So kommen freie Journalisten schneller an ihr Geld”

  1. Jan Doering

    Factoring ist wirklich eine sehr gute Art, an sein Geld zu kommen. Ich selbst nutze ein externes Inkasso-Unternhemen, mit dem ich unbeglichene Rechnungsbeträge anfordere. Factoring ist aber von Anfang an einen Schritt voraus!

    Antworten
    • Sebastian Brinkmann

      Ich habe mir das Angebot von Flex Payment mal angeschaut. Wenn ich das richtig verstehe, zahlt man bei Rechnungen bis 600 Euro pauschal 25 Euro pro Rechnung. Macht bei einer 500 Euro Rechnung also 5 Prozent der Rechnungssumme. Damit liegt das Angebot ungefähr auf dem Niveau von Pagido und Decimo, wobei dort keine Pauschale berechnet wird.

      Was finden Sie dort übersichtlicher und interessanter?

      Antworten
      • Andreas Schneider

        Für Rechnungen in der von Ihnen genannten Höhe ist Ihr Hinweis korrekt, sobald der Betrag jedoch überschritten wird, empfinde ich es tatsächlich als interessanter.

        Dass ich all das direkt in einem Preiskalkulator auf der Website errechnen kann ohne irgendwelchen “ * “ ins Kleingedruckte folgen zu müssen, finde ich persönlich transparenter.

        Antworten

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